Kampffaktoren

Nagare

Das Prinzip der fließenden Handlung (nagare) ist eines der wichtigsten Prinzipien im Training. Ohne ein Fließen wirken die Techniken, als wären sie abgehackt und unabhängig voneinander ausgeführt worden. Ohne das Prinzip wird man versuchen eine Technik mit aller Kraft einer Situation anzupassen. Weil die fließende Anpassung fehlt, benutzt man ausschließlich Muskel- und Knochenkraft.

Renzoku

Die Kombination mehrerer Techniken nennt man renzoku. So entsteht aus der Aufeinanderfolge oder Verkettung von einzelnen Techniken eine Kontinuität von Techniken. Erst auf diese Weise wird die einzelne Technik effektiv und wirkungsvoll.

Ritsudō

Mit der fließenden Handlung eng verbunden ist ritsudō. Der Rhythmus ist das Zusammenspiel zweier oder mehrerer Individuen. Der Rhythmus ist der Ablauf eines Kampfes, der Übergang einer Phase in die andere. Angriff, Verteidigung, Vorwärtsbewegung und Rückwärtsbewegung. Der Verteidiger muss sich an die Bewegungen des Angreifers anpassen. Auch die Gefühlsebenen der beiden Kontrahenten, ihre Muskelanspannungen und Muskelentspannungen gehören zum Rhythmus. Der Rhythmus ist nichts anderes als das Spiel von Ursache und Wirkung im Kampf. Ein Angriff zieht eine Verteidigung nach, und die wieder einen Angriff – solange bis der Kampf beendet ist.

Undō

Undō meint Bewegung. Zu diesem Begriff zählt man auch die Technik und die Körperbewegung. Die Körperbewegung wird in zwei Bereiche aufgeteilt:

  • Shishi undō (Extremitätenbewegung)
  • Tai sabaki (Rumpfbewegung)

Kokyūhō

Von vielen vernachlässigt ist kokyūhō (Atmung) aber eine wichtige Komponente des Kampfes. Die meisten erwachsenen Menschen atmen in Brustatmung oder gar mit dem Hals. Doch diese Art des Atmens ist unnatürlich.

Der wahre Mensch atmet mit den Fersen, der einfältige Mensch mit der Kehle.

Chuang Tzu

Sowohl Kinder, als auch wahre Menschen atmen mit dem Zwerchfell, führen also Bauchatmung aus. Auf diese Weise bleibt der Körper ruhig und entspannt und die Organe werden außerdem noch massiert und leicht bewegt. Die meisten Menschen atmen durch den Mund, was sehr ungesund ist. Die Nase sollte sowohl zum Ein- als auch zum Ausatmen benutzt werden, da so die Luft gefiltert, angefeuchtet und erwärmt wird.

Beim Einatmen in der Bauchatmung wölbt sich der Bauch nach außen, beim Ausatmen wird er nach innen gewölbt.

Maai

Von unglaublicher Wichtigkeit für den Kampf ist die Distanz. So ist es nicht ratsam zu dicht an einem fähigen Kämpfer zu sein, wenn ein Gegner hingegen Platz für die Ausführung seiner Techniken benötigt geht man eng an ihn heran. Man sollte vermeiden sich auf Techniken zu spezialisieren, die die eigene Reichweite einschränken und somit auch die Effektivität. Indem man in unerwartete Richtungen wechselt kann man sich einen enormen Vorteil einräumen. Auf diese weise ist man von der primitiven Kampfweise befreit, immer auf einem Fleck zu stehen und nur zu blocken.

Kikaigaku

Zu dem Aspekt der Mechanik gehören die wirkungsvollsten Reaktionen des Körpers auf einen Angriff. Dazu gehören Fußarbeit, seitliches Ausweichen und Kampfentfernung, der richtige Einsatz der Körperwaffen sowie wirksame Techniken und Strategien.

Doteki

Dieser Aspekt ist die wirksamste Anwendung der Mechanik, wozu die richtige Anwendung von Energie, Rhythmus und Fluss, Stärke und Flexibilität, Geschwindigkeitsverhältnisse und die Fähigkeit, einen Handlung zu fühlen und sich ihr anzupassen gehören.

Ito

Absicht ist das klar erkannte Ziel: der Sieg, die vollkommende Unterordnung von Mechanik und Dynamik. Dazu gehören die Geisteshaltung, um gewalttätige Technik anwenden zu können, ein unbändiger Siegeswille, der Angst und Grenzen überschreiten lässt, und eine Haltung, die nicht nur den Sieg als einziges mögliches Ergebnis ansieht, sondern auch eine Niederlage als möglich ansieht.


Text: Stefan Imhoff